Im Zuge seiner Sommertour besuchte uns heute der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann gemeinsam mit Landrat Stefan Bär, Oberbürgermeister Michael Beck sowie Vertretern des Staatsministeriums und Medical Mountains. Unter dem Motto „Digitalisierung und Individualisierung in der Medizintechnik“ wurden die gemeinsame Produktentwicklung mit klinischen Anwendern, Herausforderungen der europäischen Medizinprodukteverordnung für Medizin und Mittelstand sowie der Fachkräftemangel im ländlichen Raum diskutiert.
Karl Leibinger begrüßte die Gäste mit einer herzlichen Ansprache. Im Anschluss führte Michael Martin die Besuchergruppe durch die Produktausstellung. Hier lag der Fokus auf unseren beiden Fokusbereichen MKG- und Hochfrequenzchirurgie.
Den am stärksten wachsenden Produktbereich bilden dabei unsere patientenspezifischen Implantate, bei denen wir uns die Möglichkeiten der Digitalisierung zunutze machen und um das Produkt mit dem Gesamtkonzept Individual Patient Solutions einen digitalen Workflow entwickelt haben. Das Ziel hinter dieser Entwicklung war es, den Prozess einer individualisierten Patientenversorgung sowie der Bestellung und Herstellung eines patientenspezifischen Implantats zu digitalisieren, standardisieren und damit mehr Patienten zugänglich zu machen. Allein im Jahr 2019 konnten wir so die Lebensqualität von rund 10.000 Patientinnen und Patienten verbessern. Sebastian Steppacher, Leiter operatives Produktmanagement Implantat-Systeme, illustrierte diesen digitalen Workflow anschaulich an einem Beispiel-Patientenfall.
Um auch die Anwendersicht mit in die Diskussion zu bringen, folgte im Anschluss eine Videokonferenz mit Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Jürgen Hoffmann, Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Heidelberg.
Prof. Hoffmann hob hier die Besonderheit und den Innovationscharakter des „schwäbischen Tüftlertums“ in Verbindung mit der engen Zusammenarbeit mit klinischen Anwendern hervor. „Wir sind weit voraus und zeigen auch international, wie Chirurgie heute funktioniert“, so Prof. Hoffmann. Von der Politik wünscht er sich auch in Zukunft, dass sie das Netzwerk zwischen Medizin und Industrie stärkt. Nur durch interdisziplinäre Teams können Lösungen entwickelt werden, die am Markt auch benötigt werden und den Unterschied machen.
Herr Kretschmann war hier besonders an den Auswirkungen der MDR für die klinische Anwendung als auch für die Medizintechnik interessiert. Insgesamt stuften die Teilnehmer aus Medizintechnik und Medizin die MDR und den mit ihr einhergehenden hohen bürokratischen Aufwand als innovationshemmend ein. Prof. Hoffmann kritisierte insbesondere den erhöhten dokumentarischen Aufwand für Medizinproduktehersteller auch bei Standardinstrumenten und die hohen damit verbundenen Kosten. Karl Leibinger und Michael Martin teilten diese Sichtweise. „Bei einer Produktneuentwicklung fließt ein Großteil der Ressourcen in die technische Dokumentation, die nicht immer einen Mehrwert für die Patienten bildet. In diesen Fällen, könnten die Ressourcen gezielter in die interdisziplinäre Entwicklung neuer Produkte investiert werden“, verdeutlichte Karl Leibinger.
Abschließend wurde der Fachkräftemangel im ländlichen Raum thematisiert. „Unsere Region ist durch die Nähe zum Bodensee sowie die starke Industrie auch für Fachkräfte attraktiv. Weiterhin helfen uns das gut ausgebaute Hochschulnetzwerk, unsere eigenen Bildungsangebote sowie die Zusammenarbeit mit Medical Mountains in der Gewinnung von Fachkräften. Aktuell ist der Fachkräftemangel somit noch kein Problem für uns. Aber auch wir sind uns bewusst, dass es in der Zukunft immer schwieriger werden wird, Fachkräfte zu finden“, resümierte Karl Leibinger.
Wir bedanken uns bei Herrn Kretschmann für die Dialogbereitschaft und das Interesse einen Einblick in unsere tägliche Arbeit zu erhalten sowie bei unseren Kollegen von Medical Mountains für de Organisation. Bis zum nächsten Mal!